Vorwort – 20. März 2022

Liebe Mitreisende,
2006 war für mich aus vielen Gründen ein besonderes Jahr, aber vor allem als Autor, denn ich habe in diesem Jahr mit „Another World – Das Ende aller Dinge“ mein aller erstes Feature-Hörspielskript geschrieben. Das passende Hörspiel erschien dann 2007 und startete eine Reihe von insgesamt 5 nicht-kommerziellen Science Fiction-Hörspielen, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen. In der Folgezeit erschien alle halbe Jahr eine neue Folge, bis zur Folge 4. Dann wurde es still und bis zur Fertigstellung von Teil 5 sollte es noch 9 Jahre dauern!
Bei meinem aktuell anstehenden Umzug / Neubau meiner Website bin ich auf einem alten Blog auf eine Artikelserie gestoßen, in der ich über die Arbeiten an diesem 5 Skript geschrieben habe und das ich hiermit jetzt neu veröffentlichen möchte. In diesem Sinne, viel Spaß dabei – die passenden Hörspiele gibt es kostenlos übrigens hier (ACHTUNG SPOILERWARNUNG: Wer die Reihe noch nicht kennt und noch hören möchte, besser erst anhören und dann weiterlesen 🙂 ).

Vorwort – 12. April 2013

Der folgende Blog soll meine persönliche Reise, bzw. meine Arbeit am Skript zum letzten Kapitel der Geschichte dokumentieren, mit der ich meine Skriptschreibtätigkeit begonnen habe. Den Blog selbst führe ich dabei vor allem für mich, um meine Gedanken und Ideen zu sortieren. Ich kann also keinesfalls garantieren, dass ich keine Storyspoiler besprechen werde. Am meisten wird es aber um die Charaktere, Zusammenhänge und Begebenheiten gehen, die die Geschichte vorangetrieben haben, die vor etwa 7 Jahren ihren Anfang genommen hat. Wer mich auf diesem Weg begleiten möchte, tut dies also auf eigene Gefahr.

„Warum! Warum dauert das so lange!“

Eine Frage, die ich in den letzten Jahren relativ häufig gestellt bekommen habe und die nicht ganz einfach zu beantworten ist. Vor allem gab es viele andere Dinge zu tun, private wie geschäftliche, aber es geht noch viel tiefer. Es geht darum ein großes Kapitel abzuschließen und quasi mein Meisterstück zu schaffen. Ich müsste lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich auch Angst vor dieser Aufgabe hatte und zum Teil immer noch habe.

Als Autor erschafft man eine Welt, bevölkert sie mit Charakteren und schickt sie auf lustige, spannende und / oder phantastische Abenteuer. Im Falle von Another World kommt dazu, dass die Geschichte immer so gefasst war, dass ein großer Teil der Auflösung immer im Verborgenen lag, damit der geneigte Zuhörer seine eigene Phantasie ins Spiel bringen konnte – was steckt hinter allem, wie wird es wohl ausgehen.

Es ist einer der wichtigen Mechanismen des Mystery-Genres. TV-Serien wie „Lost“ – eines der großen Vorbilder für die Erzähl- und Charakterstruktur in „Another World“ – stand am Ende vor genau dem Problem, eine riesige Erwartungshaltung aufgebaut zu haben, die am Schluss viele der langjährigen Fans der Reihe in hohem Maße enttäuscht hat. Mit einem ähnlichen Schicksal wird auch das letzte Kapitel meiner Geschichte verdammt sein, deren Ende bereits sehr früh fest stand. Ich schrieb den Entwurf für die aller letzte Szene bereits nach Fertigstellung der zweiten Folge – das eigentliche Ende war also eigentlich schon seit Anfang an klar. So war es immerhin möglich einen Teil der Auflösung in kleinen Häppchen immer wieder in den vorangegangenen Episoden zu verstecken. Ich hoffe daher, dass die Erwartung der Hörer entsprechend schon in die richtige Richtung gelenkt wurde – die entsprechenden Reaktionen beim Publikum sind ein weiterer Grund, weswegen ich mich lange vor dem Abschluss gedrückt habe.

Ein Traum wird wahr…

So sicher das Ende war, so unsicher war der Weg. Ich habe im Making Of und in diversen Interviews und Texte immer wieder gern erzählt, dass die Idee zu „Another World“ einem Traum entsprang, den ich vor vielen Jahren hatte. Darin kam ein kleines Mädchen Namens Betty vor, dass mit einer Gruppe Astronauten von einer Raumstation zu einer entvölkerten und verwilderten Erde zurück kehrte, später entführt und am Ende Teil einer neuen Evolution wurde. Der Traum selbst wiederum dürfte aber auch durch die Genre-Serie „Earth2“ geprägt worden sein, deren Plot doch viele Ähnlichkeiten aufweist… wer weiß.

Es mag ein Quenchen Wahrheit darin liegen, dass es immer schwerer wird, völlig eigene und unabhängige Ideen zu haben, die nicht in einer ähnlichen Form schon einmal vorher da waren. Ich sehe das Geschichtenerzählen vor allem als Kunst, bekannte und neue Puzzlestücke zu einer eigenen Handlung zusammen zu führen. Wobei das „Kunst“ in Anführungszeichen zu setzen ist, denn Schreiben ist zu einem sehr großen Teil erlernbares Handwerk. Literaturempfehlungen zu dem Thema gebe ich auf Rückfrage gern, vielleicht werde ich im Laufe dieser Reihe auch den ein oder anderen Buchtipp geben.

Aller Anfang ist schwer

Nachdem ich in den letzten 3 Wochen mehr oder weniger krank mich noch einmal durch die Originalhörspiele 1-4 gelauscht habe, denke ich, ausreichend genug wieder in der Geschichte zu stecken um weiter zu machen. In den vergangenen 4 Jahren habe ich öfter den Versuch unternommen, in die andere Welt zurück zu kehren, mein Schreibstil hat sich seitdem allerdings ganz anders entwickelt und es fällt mir schwer wieder in den „alten“ Modus zu schalten.
Auf der anderen Seite konnte man bereits von Episode 1-4 meine Entwicklung als Autor verfolgen: Episode 1 ist teilweise wirklich noch dilettantisch geschrieben, mit vielen Fehlern und einer Grammatik aus der Hölle. Aber von Folge zu Folge hört man nicht nur den Fortschritt in der Produktionstechnik und das die Sprecher immer besser in ihre Rollen gefunden haben, sondern auch, wie meine Schreibe gewachsen ist.

Als nächstes werde ich mich an die Struktur der Geschichte machen:

  1. Am Anfang definiere ich den Anfang und das Ende der Geschichte – ist in diesem Fall schon geschehen.
  2. Dann setzte ich den groben roten Faden mit zumeist 14-15 Kapiteln auf – darüber kann ich am Ende auch ganz gut die ungefähre Lauflänge der Geschichte planen.
  3. Jedes Kapitel wird dann mit ein paar Sätzen ausgeführt, damit ich mir über die Handlung der Geschichte bewusst werde und was evtl. noch an Elementen fehlt. Daraus entsteht ein Exposé. Aus Erfahrung der Vergangenheit empfehle ich jedem, sich so genau wie möglich an diesem Punkt schon um die Ausformulierung der Geschichte zu bemühen. Es verhindert ggf. in eine Schreibblockade zu kommen, wenn man beim eigentlichen Schreiben darüber stolpert, dass der Plot an einer bestimmten Stelle so nicht funktioniert und man mitten drin einen großen Teil der Haupthandlung umschreiben muss, damit alles wieder passt – zu hören z.B. bei der zweiten Episode von „Der Fluch“…
  4. Es hilft sich genauer mit seinen Charakteren auseinander zu setzen. Im Falle von „Another World“ ist es ein Ensemblestück, sprich alle Hauptcharaktere brauchen eine ausreichende Hintergrundgeschichte und Charaktereigenschaften, die Ihr Handeln erklären.
  5. Und dann geht es mit dem eigentlichen ins reine Schreiben los. Man sollte sich keine falschen Illusionen machen – am Ende wird man noch diverse Überarbeitungsrunden benötigen – die Geschichte muss gestrafft werden, usw. und so fort.
  6. Es folgen mehrere Überarbeitungsläufe, gefolgt von Lektoratsrunden. Es empfiehlt sich, jemanden bei der Hand zu haben, der offen und detailliert Kritik äußern kann.

Im Laufe des Blogs werde ich auf die einzelnen Punkte aber noch weitere Dinge eingehen. Fragen zu den Einzelnen Einträgen sind mir gerne willkommen.

Viele Grüße aus der Anderen Welt!

Euer Falk


No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert